Es gibt immer noch viele Unternehmer, die der Meinung sind, Spaß wäre in einem seriösen Arbeitsumfeld fehl am Platz. Wertschätzung, Anerkennung und Lob werden üblicherweise nur in Folge guter Leistungen ausgesprochen. Dass aber auch der Umkehrschluss funktioniert und was mit positiven Äußerungen bewirkt werden kann, zeigen die Ergebnisse der Forschungsarbeit der Psychologen und Unternehmensberater Losada und Fredrickson.
Das Losada-Verhältnis beschreibt die Relation zwischen positiven und negativen Aussagen. 1:1 bedeutet, dass einer positiven Aussage eine negative Aussage gegenübersteht. In erfolgreichen Unternehmen liegt das Verhältnis laut Losada / Fredrickson bei mindestens 2,9013 : 1, einer negativen Aussage stehen also knapp drei positive gegenüber.
Kann man mit positiver Resonanz gezielt die Leistung seiner Mitarbeiter steigern? Ja! In Unternehmen, deren Verhältnis über der 2,9013-Marke lag, konnten unter anderem eine höhere Leistungsfähigkeit in den Teams, mehr Kreativität und innovativeres Denken festgestellt werden, vor allem aber fühlten sich die Mitarbeiter glücklicher und zufriedener.
Die Zahl 2,9013
Die Zahl mag zufällig erscheinen, aber ein Jahrzehnt der Erforschung von high und low performance-Teams durch Marcial Losada zeigt, wie wichtig diese Benchmark ist.
Basierend auf Losadas Erkenntnissen ist 2,9013 das Verhältnis von positiven zu negativen Wechselwirkungen, die notwendig sind, um ein Team bzw. ein Unternehmen erfolgreich zu machen. Das bedeutet, dass etwa drei positive Kommentare, Erfahrungen oder Ausdrücke notwendig sind, um die schwächenden Effekte einer negativen Äußerung abzuwenden. Steigt der Wert darüber hinaus - idealerweise auf ein Verhältnis von 6:1 - produzieren Unternehmen ihre absolut beste Arbeit, die sich in Kundenzufriedenheit, positiven Kollegenbewertungen und nicht zuletzt einer höheren Rentabilität äußert.
Wie hoch kann das Losada Verhältnis gehen?
Die Studien zeigen, dass ab einer Losada-Rate von mehr als 11:1 das Gehirn sich scheinbar selbst nicht mehr glaubt und der Effekt nicht mehr gesteigert werden kann. Also übertreibe es nicht, ... aber vermutlich sind wir alle davon ohnehin weit entfernt.
Gibt es Beispiele aus der Praxis?
Dies ist nicht nur eine hypothetische mathematische Formel, Losada selbst konnte seine Beobachtungen durch unzählige Beispiele untermauern.
Einmal arbeitete er mit einem globalen Bergbauunternehmen, das unter Prozessverlusten von mehr als 10 Prozent litt. Wenig überraschend fand er heraus, dass das Verhältnis zwischen positiven und negativen Aussagen bei 1:15 lag. Nachdem die Teamleiter angewiesen wurden, mehr positive Rückmeldungen zu geben und mehr positive Interaktionen zu fördern, erhöhte sich das durchschnittliche Verhältnis ihrer Teams auf 1: 3,56, und im Gegenzug machten sie riesige Fortschritte in der Produktion und verbesserten ihre Leistung um über 40 Prozent.
Obwohl der CEO des Unternehmens ursprünglich skeptisch war, vertraute er Losada schließlich an: "Ihr habt die Knoten gelöst, die uns gefesselt haben. Heute begegnen wir uns anders, und wir vertrauen einander mehr. Wir kümmern uns nicht nur um unseren persönlichen Erfolg, sondern auch um den Erfolg anderer“.
Anwendungen in anderen Lebensbereichen
Das Losada-Verhältnis wurde auch in anderen Lebensbereichen untersucht. J. M. Gottmann fand bei seiner Forschung mit Ehepaaren heraus, dass das Verhältnis bei glücklichen Ehen über den magischen 1:3 lag, während Ehen, in denen dieser Wert unterschritten wurde, eher scheiterten.
Am instabilsten zeigten sich die Ehen von Paaren, bei denen das Verhältnis 0,8-1 : 1 betrug, diese scheiterten am häufigsten. In einer seiner Studien konnte er zukünftige Scheidungen mit unglaublichen 90% Wahrscheinlichkeit voraussagen.
Einmal Tadel braucht fünfmal Lob
Die Forschungsergebnisse von Losada und Fredrickson widersprechen dem, was die meisten Menschen intuitiv annehmen: Wir glauben, dass es ausreichen sollte, sich für etwas Negatives einmal zu entschuldigen - dass also eine negative Bemerkung durch eine positive ausgeglichen werden kann. Für eine glückliche Beziehung ist entscheidend, dass beide Partner das Gefühl haben, dass Positives und Negatives sich zumindest die Waage halten. Dieses Gefühl stellt sich im Schnitt ein, wenn das Verhältnis bei 5:1 liegt. Es zeigt sich damit eindeutig, dass Negatives deutlich schwerer wiegt als Positives und in Partnerschaften ein noch höheres Verhältnis von Positivem zu Negativem notwendig ist.
Im Alltag sollten wir uns dies immer einmal wieder bewusst machen. Als einfache Maßnahme empfiehlt er, generell mehr und bewusster zu loben. Nicht nur unserem Partner tut es gut, wenn wir ihr oder ihm häufiger sagen, dass uns etwas gefällt, sondern auch unseren Verwandten, Freunden und besonders unseren Kindern. So konnten Hart und Risely zeigen, dass Kinder, deren Eltern viel mit ihnen sprechen, sie häufig loben und sie dabei im Schnitt fünfmal mehr lobten oder Zustimmung zeigten als zu tadeln oder Ablehnung zu zeigen, sich besser entwickelten als die anderen Kinder.
Was kannst du sofort tun?
Wenn du dein eigenes Glücksgefühl, deine Gesundheit und deinen Erfolg steigern willst, richte deinen Fokus auf positive Dinge und Gedanken. Positives Denken und Kommunizieren ist nur eine Frage des Trainings und lässt sich einfach erreichen. Du wirst schnell spüren, wie es dir insgesamt besser geht.
Losadas mathematisches Verhältnis ist ein weiterer Baustein zur Unterstützung der Erkenntnisse der positiven Psychologie, die eine Revolution im Arbeitsleben ausgelöst hat. Sobald wir diese neue Ordnung - dass das Glück das Zentrum ist, um das der Erfolg zustande kommt - im Arbeitsalltag akzeptieren, können wir nur noch gewinnen: Wir ändern die Art und Weise, wie wir arbeiten, mit Kollegen interagieren und unsere Teams führen. Wir können unseren eigenen Karrieren und unseren gesamten Organisationen einen Wettbewerbsvorteil verschaffen – und dabei noch glücklich sein.
Wenn du Kinder hast, kannst du das auch zu Hause ausprobieren: Auch im Familien- und Freundeskreis lässt sich die These gezielt trainieren und umsetzen. Es hebt im übrigen schlagartig die Stimmung, nimmt Stress weg und fördert ein produktives Miteinander.
DREAMWORK TIPP
Egal ob im Beruf, bei unserem Partner oder unseren Kindern, wir sollten stets im Blick behalten, dass Negatives mehr wiegt als Positives. Versuche deutlich mehr positive als negative Interaktionen zu haben. Mehr zu loben mag dir am Anfang merkwürdig erscheinen, man gewöhnt sich aber schnell daran. Wie stark sich diese - manchmal sehr klein scheinenden - Interaktionen auf die Qualität deiner Beziehungen, deines Glücksgefühls und deines Erfolges auswirken, wird dich verblüffen.
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Literatur:
- Achor, S. (2011). The Happiness Advantage: The Seven Principles of Positive Psychology that Fuel Success and Performance at Work. Virgin Books.
- Fredrickson, B. & Losada, M. (2005). Positive affect and the complex dynamics of human flourishing. American Psychologist, 60 (7) 678-686.
- Gottman, John Mordechai. What predicts divorce?: The relationship between marital processes and marital outcomes. Psychology Press, 2014.
- Gottman, John M., et al. Predicting marital happiness and stability from newlywed interactions. Journal of Marriage and the Family (1998): 5-22.
- Lewis, S. (2011). Positive Psychology at Work: How Positive Leadership and Appreciative Inquiry Create Inspiring Organizations. Wiley-Blackwell.
- Seligman, M. E. P. (2011). Flourish: A New Understanding of Happiness and Well-Being – and How To Achieve Them. Nicholas Brealey Publishing.
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